Felatio

Die Uhr schlug eben Sieben und Sie war immer noch nicht da.
Der Abend dämmerte während der Lärm der Straße weiter und weiter abflaute, nur noch flüsternd in das Zimmer hereingetragen wurde.
Steril fiel der Atem, steril das Klicken des Uhrwerks. Monoton. Lähmend.
Der schrille Klang zerriss die Stille.
Er wartete einen Moment ab bevor er sich erhob, ging langsam zur Tür, öffnete diese.
Emilie begrüßte ihn mit einer mechanischen  Umarmung, einem flüchtigen Kuss auf seine rauen Lippen.
Er kehrte sich von ihr ab, Emilie folgte.
Als sie sich gesetzt hatten kam die Stille zurück, schleichend.
Steril fiel der Atem, etwas lauter als zuvor, steril das Klicken des Uhrwerks. Monoton. Lähmend.
Die Zeit verrann.
"Kannst du es verstehen?"
"Nein." , antwortete er.
"Willst du es verstehen?"
"Nein."
"Warum nicht?", sie wand sich von ihm ab.
"Ich weiß nicht. Es bedingt sich."
Schweigen.
"Bist du glücklich?" , sie starrte aus dem Fenster, bewegungslos.
"Nein." , es klang nüchtern, er meinte was er sagte.
Sie lachte, wollte nicht lachen.
"Es ist so wie es ist.", er ignorierte ihr Lachen.
Emilie verstummte, sah ihn verständnislos an.
"Ich kann so nicht, ich bin kein Mensch dafür, ich kann so nicht atmen."
"Das merkst du jetzt?"
Er lächelte, "Es scheint fast so."
Wieder Stille. Atemlosigkeit raubt nicht nur die Luft zum Leben.
"War es das, ist es vorbei?" , ihre Augen fingen an zu glänzen, sie wollte jetzt keine Tränen zeigen.
"Ich weiß es nicht, ja." , er hatte Wankelmütigkeit schon immer gehasst und nun sowas.
"Warum?" , es klang fern.
"Die Gesellschaft, Emilie." , leer schaute er in ihre Richtung.
Sie weinte, sprang auf, "Ich hasse es wenn du so bist."
Die Tür schlug krachend hinter ihr zu. Sie war weg.
Er nahm das Feuer vom Gesicht, "Ich weiß.", flüsterte er, während weißer Rauch von seinen Lippen floss.
Das gleißende Rot des Abends schien durch die Fenster, vermischte sich mit den Tabakschwaden, nahm die Sterilität des Moments und beendete dieses Kapitel für ihn.